Lernen Sie mich kennen
Ich inspiriere andere mit meiner Designkunstverliebtheit und Verrücktkreativflippigkeit. Diese Eigenschaften sind die Fäden in meinem Lebensgewebe – so wild, verfitzt und chaotisch sie für sich allein sind, im Webstuhl haben sie ihren Platz gefunden.
Während meiner Berufsausbildung von 1989 bis 1992 verbanden sich beim Zeichnen der schematischen Darstellung einer Gewebebindung, der sog. Bindungspatrone, meine Kreativität mit der Liebe zu Logik und Geometrie auf wunderbare Weise.
Das Fadenknäuel, das mich als Kind schon faszinierte, wurde beim anschließenden Studium an der Angewandten Kunst Schneeberg zur handgewebten Stofferfindung. In der Auseinandersetzung mit den Grenzen und Möglichkeiten des Handwerks integriere ich nichttextile Materialien in Stoff-Unikate, die eine industrielle Serienproduktion ausschließen. Die Patronen-Zeichnung aus ausgemalten und leeren Quadraten ist dafür sowohl der Fahrplan als auch die Inspiration der „Gewebten Accessoires“ meines Diploms.
Während für viele Jahre Familie und Beruf Lebensmittelpunkt ist, enstehen sporadisch Textil-Collagen und einzelne Wand-Objekte aus quadratischen Seidenflächen.
Dann bringt Corona das ganze Lebensgewebe aufs Neue durcheinander. Mühsam geknotete Verbindungen sind plötzlich gerissen, neue Teppiche müssen gelegt werden, das Leben ist ein einziges Wirrwar. Zusammen mit den Kindern fange ich an zu wickeln, bringe meinen Lebensfaden wieder in ein System. Diesmal ohne Webstuhl. Dafür mit Gegenständen aus meinem Alltag, mit Dingen, die zu Ballast werden wollen und es nicht werden sollen. Erinnerungsfotos werden mit Farbe bestrichen und eingewickelt, ehemalige Tischplatten verschnüre ich mit der Stange aus dem Webstuhl zu einem Objekt. Stoffreste werden zu Collagen, die dem Stoff seine Geheimnisse entlocken. Ich lege Fäden frei, ertränke sie in Farbe, verfolge ihre Spuren und fange ihre Leichtigkeit ein. Faden für Faden entdecke ich ein neues Universum, dessen Existenz mich als Künstlerin immer wieder aufs Neue fasziniert.
Immer neue Menschen lerne ich kennen, seit ich mich in der Nürnberger Künstlergruppe "Der Kreis e.V." und der GEDOK engangiere. Dabei schließen sich manchmal auch Kreise, oder in textiler Sprache ausgedrückt: lose Enden werden zusammengeknotet. Immer wieder.
Als Forscherin untersuche ich das Phänomen aus Geometrie und Schwerkraft weiter. Es entstehen "Faltungen", räumliche Objekte aus eingewebten Karton- oder Holzquadraten. Durch Botschaften von Ausstellungsbesuchenden werden sie zu Zeitkapseln. Die Gespräche drehen sich um textile Themen, ich stoße das Nachdenken über Nachhaltigkeit, Produktion und Lieferwege an, mache T-Shirts zu Botschaftern.
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