Lernen Sie mich kennen

Ich inspiriere andere mit meiner Designkunstverliebtheit und Verrücktkreativflippigkeit. Diese Eigenschaften sind die Fäden in meinem Lebensgewebe – so wild, verfitzt und chaotisch sie für sich allein sind, im Webstuhl haben sie ihren Platz gefunden. 


Während meiner Berufsausbildung von 1989 bis 1992 verbanden sich beim Zeichnen der schematischen Darstellung einer Gewebebindung, der sog. Bindungspatrone, meine Kreativität mit der Liebe zu Logik und Geometrie auf wunderbare Weise. Das Fadenknäuel, das mich als Kind schon faszinierte, wurde beim anschließenden Studium an der Angewandten Kunst Schneeberg zur handgewebten Stofferfindung. In der Auseinandersetzung mit den Grenzen und Möglichkeiten des Handwerks integriere ich nichttextile Materialien in Stoff-Unikate, die eine industrielle Serienproduktion ausschließen. Die Patronen-Zeichnung aus ausgemalten und leeren Quadraten ist dafür sowohl der Fahrplan als auch die Inspiration der „Gewebten Accessoires“ meines Diploms. 


Die „Plättchentechnik“ verbindet die Paramentik Neuendettelsau seit 1996 mit meinem Namen und macht sie unverwechselbar. Immer wieder entwickle ich als künstlerische Leitung mit dem Team neue Produkte, von der Schmetterlings-Stola über Textilien mit flexibel montierbaren Motiven bis zum Wegbegleitertuch. Die Definition von Paramentik weite ich auf die Veränderung der Raumwirkung eines Kirchenraumes durch den Einsatz von Farbe und Stoff aus. Meine raumgreifenden Installationen (St. Lorenz Nürnberg, Reformationskirche Berlin, Laurentiuskirche Neuendettelsau) setzt die Diakoneo Paramentik seit 2004 um. Der umgenutzte Betsaal als Arbeitsraum inspiriert mich dabei genauso wie der Dialog mit den Menschen in den Gemeinden. Über meine Ideen, Entscheidungen, Visionen zu reden gehört selbstverständlich dazu. Fasziniert bestaunen tausende Besucher die Entstehung eines Gewebes im Webstuhl bei Führungen oder offenen Werkstatt-Tagen. 


Reden ist ein Fadenende, Schreiben das andere, es entstehen Bücher über die Paramentik: „Vom Schmuck der heiligen Orte“, 2008; „AN GE SICH T“ 2018 und „Ein Kraft-Ort wird. Kapelle im Haus Bezzelwiese“ 2019. Der nächste Knoten: 2019 dreht der BR einen 30-minütigen Film über meine Arbeit in der Paramentik. Eigene kleine Filme begleiten den kreativen Prozess, das Weben und die Werke, mein erster Kunstfilm ist „Tuchfühlung“ von 2021. 


Bereits ein Jahr davor bringt Corona das ganze Lebensgewebe aufs Neue durcheinander. Mühsam geknotete Verbindungen sind plötzlich gerissen, neue Teppiche müssen gelegt werden, das Leben ist ein einziges Wirrwar. Zusammen mit den Kindern fange ich an zu wickeln, bringe meinen Lebensfaden wieder in ein System. Diesmal ohne Webstuhl. Dafür mit Gegenständen aus meinem Alltag, mit Dingen, die zu Ballast werden wollen und es nicht werden sollen. Erinnerungsfotos werden mit Farbe bestrichen und eingewickelt, ehemalige Tischplatten verbinde ich mit der Stange aus dem Webstuhl und den Schnüren, die die Installation gehalten haben, zu einem Objekt. Stoffreste werden zu Collagen, die dem Stoff seine Geheimnisse entlocken. Ich lege Fäden frei, ertränke sie in Farbe, verfolge ihre Spuren und fange ihre Leichtigkeit ein. Faden für Faden entdecke ich ein neues Universum, dessen Existenz mich als Künstlerin immer wieder aufs Neue fasziniert. Viele Schätze wollen noch gefunden werden, ich brauche eine Forschungsgruppe!

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